Exkursion nach Kamerun

Ausbruch der politischen Krise in Kamerun

25.2.2008

Aus: Reprès (Cameroun), 27.2.2008, S. 1

Es begann mit einem Streik der Taxifahrer in Douala auf Grund der Erhöhung der Benzinpreise am 25.2.2008. Binnen kürzester Frist eskalierte die Situation und weitete sich zu einer landesweiten Krise aus. In Douala und Yaoundé sowie in anderen Städten der Provinzen West, Nordwest und Südwest herrschte zwischen 25. und 29.2.2008 ein faktischer Ausnahmezustand. Schwere Unruhen und blutige Gewalt haben über 100 Tote gefordert. Gebäude und Autos gingen in Flammen auf. Das Erschreckendste: es waren vorwiegend Kinder und Jugendliche, die sich an der Revolte beteiligten. Sie richtete sich vor allem gegen das Ansinnen des seit 1982 regierenden Präsidenten Paul Biya, die Verfassung zu ändern, damit er bei den nächten Wahlen 2011 erneut kandidieren kann.

In der Stadt Bafoussam war von Dienstag bis Freitag der Verkehr lahmgelegt. Es war unmöglich, von einer Stadt in die andere zu gelangen. Wer es privat versuchte, riskierte, angegriffen zu werden. Die im Land unterwegs waren, saßen fest. Unsere Exkursiongruppe befand sich zu diesem Zeitpunkt im Centre Climatique de Bandjoun (Nähe Bafoussam), umgeben von einer dicken Mauer und einem Eisentor, einem Ort relativer Sicherheit. Auf Anraten der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland durften wir diesen Ort nicht verlassen.

Die Straßen waren leer, die Geschäfte geschlossen. Wer keine Lebensmittelvorräte zu Hause hatte, hatte ein Problem. Läden, die sich weigerten zu schließen, wurden zerschlagen. Im Hotel gab es noch reichlich zu Essen, aber zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde das Trinkwasser knapp. Ein weiteres Problem: man konnte keine Telefonkarten besorgen, die einzige und enorm wichtige Verbindung nach außen. Über das Telefon, die Fernsehnachrichten sowie eine Touristin, die aus Bafoussam evakuiert und zu uns gebrachte wurde, konnten wir uns über die Lage informieren. Wir erfuhren von brennenden Autos und Häusern in Bafoussam, von Toten in Bandjoun und Tränengas in Buea. Vor unserer Tür gab es Menschenansammlungen und Strassenbarrikaden, die angezündet wurden. Nachts erschreckte uns nicht selten ein beißender Brandgeruch, Aschereste wurden bis zu uns herübergeweht. Menschen schrien, Schüsse fielen.

Die Exkursionsteilnehmer(innen) sahen der schwierigen Lage gefasst entgegen. Sie passten ihre Arbeitsmethoden den gegebenen Umständen an, um ihre Forschungsarbeiten, teils in modifizierter Form, weiterzuführen. Herr David William Burmeister erklärte sich spontan bereit, einen zusätzlichen Beitrag zur aktuellen Lage zu verfassen. Das Organisationsteam arbeitete auf Hochtouren, da es teilweise stündlich neue Informationen gab, auf die reagiert werden musste.

Quellen: taz vom 2.3.2008 und 5.3.2008 (elektronischen Version), Kamerunische Presse sowie TV, eigene Recherchen

Aus: Le Messager (Cameroun), 1.3. 2008, S. 1

Aus: Mutations (Cameroun), 26.2.2008, S. 1

Aus: Le Messager (Cameroun), 1.3. 2008, S. 7

Verfolgen der kamerunischen Fernsehnachrichten im Centre Climatique de Bandjoun